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Mit ihrem Titel „Geh peitsch’mi!“ traf die „Couplet AG“ rund um Bianca Bachmann und Jürgen Kirner (vorne, l.) mit der musikalischen Unterstützung von Bernhard Gruber und Berni Filser genau ins humorvolle Schwarze beim Publikum. Mit ihrem Titel „Geh peitsch’mi!“ traf die „Couplet AG“ rund um Bianca Bachmann und Jürgen Kirner (vorne, l.) mit der musikalischen Unterstützung von Bernhard Gruber und Berni Filser genau ins humorvolle Schwarze beim Publikum. (Foto: Holzapfel)

Vom Postfroschräuberpolizist und der Peitsche

Brettl-Spitzn gastierten im Wild-Berghof Buchet vor ausverkauftem Haus

Edenstetten. Bereits bei der Platzzuweisung machte sich eins bemerkbar: Der Abend war nicht nur sehnlichst vom Veranstalter erwartet worden, sondern vor allem auch vom Publikum. Denn 450 Gäste aus ganz Bayern wollten einen möglichst guten Platz im Stadel des Wild-Berghofs in Buchet. Thomas Gstettenbauer war ziemlich geschafft, als er oben auf der Bühne stand und Publikum sowie Ehrengäste begrüßte – das war keine leichte Aufgabe, für jeden einen guten Platz zu finden.

Im ausverkauften Veranstaltungsstadl war die Stimmung erheitert und voller Spannung: Die Volkssängerrevue aus dem Bayerischen Rundfunk wurde mit großer Vorfreude erwartet. Der Abend der Gstanzlsinger fand noch dazu an einem ganz besonderen Datum statt: Es war das 101. Konzert und das zehnte Jubiläum von „Stadlklänge“. Bürgermeister Stefan Achatz ließ es sich natürlich auch nicht nehmen, bei diesem Stück Tradition anwesend zu sein.

Jürgen Kirner betrat auch gleich gemeinsam mit der Couplet AG die Bühne und das allseits bekannte Anfangslied ertönte durch die Reihen der begeisterten Zuschauer. Kirner, dessen „Aufnahme als Emigrant in München“ die „Überwindung sprachlicher Barrieren, um sich verständlich machen zu können“ erforderte, fand das Publikum „absolut hinreißend“ – wie es einige Damen aus dem Zuschauerraum mehrfach anmerkten.

Bei dem Programm, das er gemeinsam mit der Brettl-Spitzn-Familie zusammengestellt hatte, gab es „mehr zum seng als bei 90 Minuten Brettl-Spitzn im Fernsehen“. Los ging es direkt mit dem Trio Schleudergang, das eindeutig den „Heimvorteil“ hatte. Sie würden, so versprachen sie, die Zuhörer „zurückschleudern in eine Zeit, wo das Bier noch braun, die Madl no sittsam und die Burschen schneidig“ waren. Die drei „Hinterbayern“ hatten damit das Publikum auch von der ersten Minute an im Griff und es wurde gegrölt, gelacht, mitgesungen und kein Auge blieb vor Lachen trocken.

Das war den ganzen Abend so – von der „lebendigen Zuadeck“ und der „Schwiegermuada, de vom Deife hoamgfohn wird“, über die bayerische Urgewalt, den „Edelstein aus Bischofsmais“ namens Barbara Preis, die mit ihrem Humor und einer gesunden Portion Selbstironie von der guten Art dem Publikum die Vorzüge ihrer „großen Wampn“ aufzeigte, bis hin zu den Nummern von Brigitte Walbrun, bekannt aus Dahoam is Dahoam, und der Couplet AG – jeder, wirklich jeder im Saal hatte enormen Spaß. Das Motto „Dass ma wieder mitsingt“ dürfte für Jürgen Kirner damit mehr als erfüllt gewesen sein. Bianca Bachmanns Interpretationen von Karl Valentin oder die „pudelnockad“-Bedienungen vom Trio Schleudergang - die gute Stimmung muss selbst im Hauptgebäude noch spürbar gewesen sein.

Egal ob der „Postfroschräuberpolizist“ mit „seim Weih“ und der freimachenden Ernährungsberatung von Barbara Preis, die Ode an den Bofrostmann mit seinem goldenen Zeugungsorden, verliehen durch die Couplet AG, oder der kleine Chinesischkurs von Bianca Bachmann – Satire vom Feinsten, gepaart mit schauspielerischem und musikalischem Talent, ließ die Herzen im Stadl höher schlagen. Noch dazu kommt: Die „feschen Mannsbilder“ des Trios Schleudergang riefen „große Sympathie“ nicht zuletzt durch ihren „Scheibenwischerkontrollblick“ hervor.

Wirtshausmusik lebt von Themen der Menschen. Dabei geht es nicht nur um Bier und Besäufnisse, sondern um eine Tradition, die die Probleme der Bevölkerung aufgreift, egal ob nichtig oder wichtig, und sie musikalisch thematisiert. Ernsthaftigkeit spielt dabei jedoch nur die zweite Geige. „Wir wollen keine Riesterrente! Wir wollen Riesters Rente haben!“ Mit einem Harmonikasolo und dem Tablettencembalo ist das nur eins der Themen, genauso wie das „Peitsch’ mi!“ der Hubers von nebenan.

Beim Schlusslied hat dann jeder Einzelne aus dem Publikum seine „Schwiegermutter verkauft“ und die Techniker hatten Mühen, dass man die Sänger auf der Bühne überhaupt noch zwischen dem Gesang der Zuschauer heraushörte.

Am Ende gab es als Dankeschön dann keine Blumen, sondern für jeden Künstler eine große Hirschsalami, die nach der Autogrammstunde sofort in der Garderobe verspeist wurde.

So ein Auftritt ohne Kamera hat für die Künstler natürlich etwas Freies, da sie viel leichter mit ihren Fans interagieren können, und damit noch intensiver. Für alle, egal ob Veranstalter, Zuschauer oder Volkssänger – es war ein absoluter Erfolg. Man ging mit hohen Erwartungen hinein und kam mit noch größerer Freude wieder heraus. Die Brettl-Spitzen sollen die Bayern animieren, wieder mehr zu singen und wollen eine alte Tradition neu aufpolieren. Zu sehen gibt es sie am 22. Juni in Plattling mit einem Programm, das für alle ist, die endlichmal wieder gutes Kabarett und herrliche Gstanzl erleben wollen.

Additional Info

  • Quelle: Deggendorfer Zeitung
  • Autor: Bianca Holzapfel
  • Datum: 25.05.2017