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Die Couplet-AG mit Bernhard Gruber, Jürgen Kirner, Bianca Bachmann und Berni Filser begeisterte in Nordendorf und bot ein kulturelles Highlight. Die Couplet-AG mit Bernhard Gruber, Jürgen Kirner, Bianca Bachmann und Berni Filser begeisterte in Nordendorf und bot ein kulturelles Highlight. Monika Matzner

Preisgekröntes Kabarett in Nordendorf

Eben erst ausgezeichnet, trifft die Couplet AG in Nordendorf erneut den Nerv des Publikums. Und das muss so manch Attacke ertragen.

Mit dem Auftritt der „Couplet-AG“ ist es dem Kulturkreis wieder einmal gelungen, erlesenes Kabarett nach Nordendorf zu bringen. Jürgen Kirner, Bianca Bachmann, Bernhard Gruber und Berni Filser lieferten im ausverkauften Bürgerhaus zwei Stunden lang ein kabarettistisches Dauerfeuer mit Liedern und Sketchen.

Seit 25 Jahren ist die Gruppe kultiger Bestandteil der Kabarettszene im Land. Sie hat vor allem die traditionelle Liedform des Couplets entstaubt und mit neuem Leben gefüllt. Dafür gab es schon zahlreiche Preise, unter anderem den Bayerischen Kabarettpreis und dem Bayerischen Poetentaler.

Träger des Dialektpreises

Nach Nordendorf kam die Gruppe am vergangenen Samstag als frischgebackener Träger des Dialektpreises Bayern 2018 - ausgezeichnet am 16. April von Ministerpräsident Markus Söder. Mitgebracht hatte das Quartett ihr Jubiläumsprogramm „Das Beste - Highlights und Klassiker“

Die Themen trafen den Nerv der Zeit, waren mit satirischem Prickeln erfüllt oder boten einfach nur Gaudi und herzhaftes Lachen. Gerne ließ sich das Publikum zum Mitsingen einladen. Unnachahmlich schlüpfte Kirner in verschiedene Rollen: Als „Rasso vom Inkasso“ mit bulgarisch-russisch-polnischem Akzent und männlich dominantestem Hüftschwung polterte er über die Bühne, und ebenso als dement-tattriger Dr. Kudenak im Morgenmantel auf der Suche nach seiner Rente. Bianca Bachmann bot als Mitarbeiterin der „Elvira Kuppel GmbH“ Politikgrößen von Schröder bis Stoiber als neue Partner an - mit diesen „ausgewählten Exemplaren alter Knaben bekommt Ihre Rente wieder Sinn.“

Der Köpersaft hilft fast bei allen Leiden

Natürlich durften am Abend der Klassiker „A Glaserl Eigenurin“ nicht fehlen. Eingerieben, inhaliert oder gegurgelt hilft der Köpersaft fast bei allen Leiden - und Besucher Manfred in der ersten Reihe bekam vor Ort gleich eine Dosis verabreicht. Es gab noch weitere Attacken aufs Publikum, etwa auf Bierbauchträger, die feststellen mussten: Wegducken hilft nichts. Schließlich wurde im Saal noch der Finanzbeamte Herr Nowottny ausfindig gemacht. Singend warb man um „Beamtenpatenschaften“. Doch Achtung: „Verlangen Sie nach einem Untätigkeitsnachweis.“

Nicht fehlen durften beim Jubiläums-Programm natürlich Wirtshauslieder und der unvergessene Karl Valentin - ihm wurde der gebührende Platz eingeräumt. Und dann gab es auch Top-Aktuelles: „Die Welt werd immer verrückter. Bayern hot an Söder und im April isch Sommer“ erkannte Kirner. Apropos neuer Ministerpräsident: Dieser war immer wieder im Blick der Kabarettisten und so wurde gar das „Söder-Rektal-Zäpfchen“ von der Bühne ins Publikum geworfen, „es macht kleine Würstl groß.“

Am Ende gab es langanhaltenden Applaus. Den Refrain im Zugabe-Couplet sangen die Besucher nochmals mit: „Weil der Mensch a so a Mensch ist, menscheln wir tagein tagaus. Überall und stets das Gleiche - mia san Viecha und a Graus!“

Additional Info

  • Quelle: Augsburger Allgemeine
  • Autor: Monika Matzner
  • Datum: 26.04.2018